Ella aus Berlin

Hallo, mein Name ist Ella und ich bin jetzt mittlerweile seit 10 Wochen in Costa Rica. Bei meiner Anmeldung kam mir alles zunächst wie ein Traum vor und ich malte mir schon die abenteuerlichsten Geschichten aus, wie mein Jahr wohl sein könnte. Ich war super nervös, träumte ständig ich hätte meinen Koffer vergessen oder ging meinen Eltern ziemlich damit auf den Keks wie sehr ich mich freute. Das hielt bis zu dem Tag des Abfluges an, an dem ich wirklich geschafft hatte, mein Geld und meine Papiere zu Hause zu vergessen. Zum Glück hatten wir genug Zeit eingeplant und ich schaffte es noch rechtzeitig in das Flugzeug. Nach insgesamten 14 Stunden Flug kamen wir alle unglaublich erschöpft in San José an und fuhren mit einem Reisebus in ein Hotel in den Bergen von wo aus man eine unglaubliche Aussicht auf ganz San José hatte. Leider war es doch ein bisschen kälter als wir es erwartet hatten und wir froren trotz doppelter Kleidung und Decken extrem. Die Aussicht, die uns am nächsten Morgen geboten wurde, machte aber unsere kleine Unterkühlung und den Schlafmangel, den wir durch die Zeitverschiebung hatten, wieder wett.

Im Hotel wurden wir unglaublich leckerem Essen versorgt und vom CAS Team auf das uns bevorstehende Jahr vorbereitet. Am Ende des Tages waren wir alle ziemlich erschöpft, ließen es uns aber trotzdem nicht nehmen den hoteleigenen Pool aus zu probieren. Obwohl es super lustig war, war es im Nachhinein nicht ganz so schlau ohne Wechselkleidung in den gut 15 Grad kalten Pool zu steigen, denn am nächsten Tag hatte ich eine ziemlich fette Erkältung, was nicht ganz so ideal war um meine Gastfamilie kennen zu lernen. Ich hatte zwar im Vorhinein schon viel mit meinen Gastbrüdern geschrieben, trotzdem hatte ich keinen wirklichen Schimmer wie meine Familie wohl sein könnte. Als sie im Hotel ankam, um mich ab zu holen war ich sehr nervös. Meine Angst war im Nachhinein aber ziemlich unbegründet, da ich sofort super lieb und herzlich begrüßt wurde. Ich wurde gleich mit Fragen überschüttet, was mich ziemlich überforderte, da ich ziemlich krank war und eigentlich nur ins Bett wollte. Ich verstand anfangs so gut wie gar nichts was meine Gastfamilie sagte und mein Gastbruder musste mir gefühlt alles auf Englisch übersetzen. Trotzdem fühlte ich mich sofort in meiner Familie willkommen, da jeder mit so aufrichtigem Interesse auf mich zuging. Zuhause angekommen wurde ich vom Rest der Familie begrüßt und in mein Zimmer geführt, dass sie extra in meiner Lieblingsfarbe gestrichen und super süß dekoriert hatten. Nachdem ich meine Sachen in meinem Zimmer abgestellt hatte, führte mich mein Bruder im Haus herum. In fast jedem Raum wurde mir gesagt, dass es jetzt mein Haus wäre und ich mich überall aufhalten könnte und mich einfach wie zu Hause fühlen solle. Nach dem Essen ging ich sofort ins Bett, um mich aus zu ruhen. Ich hörte noch die ganze Familie am Essenstisch reden und lachen, nahm den Geruch meines Zimmers wahr, der sich sehr von dem bei mir Zuhause unterschied und fühlte mich schon ein bisschen komisch, da ich fast gar nichts von dem Gesagten verstand und mir in dem Moment klar wurde, dass ich jetzt für ein Jahr hier wohnen würde. Im Haus von Leuten die ich im Grunde gar nicht kannte.

Am Abend stand ich dann nochmal kurz auf, da ich mich nicht vor meiner Gastfamilie verschanzen wollte und wurde auch sofort von meinem Gastbruder und meiner Gastcousine zum Netflix gucken eingeladen und fühlte mich schon ein Stück mehr zu Hause. Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Ich wurde von meiner Familie auf einen lokalen Obst- und Gemüsemarkt mitgenommen, aß mit meinem Bruder selbstgemachte Eiscreme, wir hörten spanische Musik, legten uns in die Sonne und hatten einfach eine schöne Zeit. Am Mittwoch, also 7 Tage nach meiner Ankunft hatte ich dann meinen ersten Schultag. Was sich als etwas schwieriger herausstellte als ich es mir am Anfang gedacht hatte, da ich am Morgen schon verschlief, da ich abends noch zu lange mit meinen Gastgeschwistern aufgeblieben war, mich immer noch etwas krank fühlte und einfach irgendetwas angezogen hatte, da ich noch keine Schuluniform hatte. In der Schule angekommen, bekamen wir eine kurze Rundführung und wurden auch schon in unsere Klassen gesteckt. Ich sollte mich kurz vorstellen und danach stellte sich jeder einzelne mir vor, von denen ich mir keinen einzelnen Namen merken konnte. Mich nahm sofort eine Mädchengruppe auf, die sofort alles über mich wissen wollte. Leider verstand ich wieder kaum etwas, deshalb war es am ersten Tag unglaublich stressig für mich in meiner Klasse zurecht zu finden. Alle redeten auf mich ein, die Schule kam mir viel zu groß vor, die Zeit schien zu kriechen und ich kam mir einfach fehl am Platz vor. Als ich dann um 17 Uhr Zuhause ankam war ich unglaublich erschöpft und war kurz davor zu weinen und wollte zurück nach Hause zu meinen Eltern. Etwas später bekam ich dann noch ein paar liebe Nachrichten von meinen Klassenkameraden, die sich erkundigten, wir es mir geht und mir ging es gleich etwas besser. (Mittlerweile habe ich mich schon etwas mehr eingelebt, obwohl die langen Tage und die Ausrichtung auf Buchführung mich immer noch anstrengen 😉)

 

Am kommenden Freitag fand dann eine große Pilgerwanderung nach Cartago, zur Brasilia de los Angeles statt, an der meine Familie mit mir teilnahm. Wir liefen gute 3-4 Stunden. Die Kathedrale wurde mit buntem Licht angeleuchtet und an jeder Ecke lief Musik, wurde Essen verkauft oder etwas mit selbst mitgebrachten Lautsprechern über Gott gepredigt. Die Stimmung war etwas ganz Besonderes und den weiten Weg echt wert. Dieser Tag wird mir garantiert in Erinnerung bleiben.

 

Die nächsten Wochen hatte ich sehr zerstückelt Unterricht, da meine Schule wie viele andere öffentliche Schulen auch streikte. Das war aber nicht allzu schlimm für mich, da es ein sanfterer Einstieg für mich war. In den freien Tagen nahm mich meine Gastcousine mit zu ihrer Uni um mir ihre Arbeit als Imkerin zu zeigen, meine Geschwister und ich gingen ins Kino oder ich traf mich mit Freunden von CAS. Meine erste Familienfeier war mein erster richtiger Kulturschock. Sie unterschied sich sehr von den Familienfeiern die ich von zu Hause gewöhnt war. Familienfeiern, bei denen man zusammensitzt, Wein trinkt und über die vergangenen Tage redet. Es war ein riesiger Bingo Abend zum Anlass des costa-ricanischen Muttertages. Wir hatten gute 40 Personen in unserem kleinen Haus und es war einfach nur laut. Es lief aus 5 Festivallautsprechern Musik, da einige Familien einfach ihren Lautsprecher ohne Absprache von zu Hause mitgebracht hatten. Es wurde gegessen, getrunken und Bingo gespielt, bei dem die Runde erst richtig in Rage kam. Jeder redete aufgeregt durcheinander und stritt um jede Zahl. Nach 2 Stunden Bingo wurden die Lautsprecher benutzt, um Lateinamerikanische Oldies Karaoke zu singen. Dieser Abend hatte mich sehr überfordert. Es war aber trotzdem schön mal etwas so Gegensätzliches zur deutschen Kultur zu erleben. Ein paar Wochen später folgte auch schon mein erster Ausflug mit CAS nach Sámara. Es war echt schön, die ganze Gruppe wieder zu sehen und sich die verrückten Geschichten an zu hören, die den anderen passiert sind. Der Strand war ein Traum. Genau wie ich mir Costa Rica am Anfang vorgestellt hatte.  Mit Palmen, soweit das Auge reicht, weißem Sand und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Wir hatten ein Hotel mit kleinen Hütten am Strand, von dem aus wir direkt zum Meer baden gehen konnten. Es war einfach nur traumhaft. Am nächsten Tag unternahmen wir eine Bootstour, um Wale und Delfine zu sehen. Unsere Guides konnten uns nicht garantieren welche zu Gesicht zu bekommen, aber wir hatten Glück und sahen unglaublich viele Delfine und sogar einen Buckelwal mit Jungem, der einen Sprung vor uns hinlegte. Nach der Tour gab es für uns noch die Möglichkeit einen Surf Kurs zu belegen. Die Möglichkeit ließen sich viele natürlich nicht nehmen und wir bekamen die Chance, für eine Stunde eine Grundidee vom Surfen zu bekommen. Das war letztendlich doch ein bisschen schwerer als gedacht aber am Ende hatte jeder ein paar Wellen mitnehmen können. Am Sonntag stand noch eine Pferdetour zu einem Aussichtspunkt zur Auswahl, die ich leider nicht mitmachen konnte, von der aber alle Teilnehmer am Ende begeistert waren. Wir anderen bekamen in der Zwischenzeit einen Tanzcrashkurs von Juan, der definitiv auch viel Spaß gemacht hat. Ich bin auf die nächsten zwei Ausflüge zum Arenal Vulkan und nach Panama gespannt und hoffe sie werden genauso erfolgreich.

 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war einen Austausch nach Costa Rica zu machen. Allein in der kurzen Zeit, in der ich hier bin, habe ich schon so viel Einzigartiges erlebt, das mir keiner mehr nehmen kann. Ich habe unglaublich nette neue Menschen kennengelernt, hab in meiner Gastfamilie ein zu Hause gefunden und lerne jeden Tag etwas Neues über die costa-ricanische Kultur kennen. Trotzdem ist es nicht immer alles so leicht wie es klingt. Man wird jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt und manchmal erscheinen sie einem unüberwindbar. Einem fehlen die vertrauten Personen um einen herum, das deutsche Essen, vielleicht auch einfach der Geruch des Waschmittels von zu Hause oder man fühlt sich einfach nur fremd. Das hatte ich am Anfang sehr unterschätzt. Aber mir ist klar, dass diese Momente einfach dazugehören. Solange man an ihnen wachsen kann, sind sie ebenfalls ein Gewinn. Costa Rica ist für mich aber die perfekte Wahl gewesen, da es kulturell und landschaftlich unglaublich viel zu bieten hat. Ich wurde hier so unglaublich herzlich aufgenommen wie ich es mir nur vorstellen konnte. Mein Spanisch hat sich in den 2 Monaten unglaublich verbessert. Eine einfache Unterhaltung stellt mittlerweile kein Problem mehr da. Bis jetzt habe ich meine Entscheidung eindeutig nicht bereut und freue mich auf die kommende Zeit.

 

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